Abstract

Nikolaus Kopernikus hatte das kosmologische Weltbild auf den Kopf gestellt: Die Sonne und die Planeten kreisten nicht um die Erde, wie Ptolemäus lehrte, sondern die Erde kreise wie die Planeten um die Sonne. Dabei hatte Kopernikus keinen Moment gezweifelt, dass die Bahnen der Erde und der Planeten Kreise seien, weil nur Kreise vollkommene Kurven seien und somit in der vollkommenen Schöpfung Gottes einen Platz hätten. Sein revolutionäres Modell lieferte zwar überzeugende qualitative Erklärungen für die Phänomene am Himmel, doch ergaben darauf aufbauende Bahnberechnungen kleine Abweichungen von den tatsächlich beobachteten Werten, welche ihn zu unbefriedigenden Erklärungen zwangen.

Erst 66 Jahre nach dem Tod von Kopernikus konnte Johannes Kepler, gestützt auf das umfangreiche Beobachtungsmaterial von Tycho Brahe, dessen geozentrisches Weltbild so präzisieren, dass es genaue Vorhersagen über die Planetenpositionen gestattete, indem er das Dogma von den «vollkommenen» Kreisbahnen zu Gunsten von «weniger vollkommenen» Ellipsen fallen liess.

Referenzen